Canto 8:   Heart of Darkness   (The River Styx)






Der Algorhythmus aus der Hölle

Dreams haunted The Riverworld.
(Philip José Farmer, The Dark Design)


In den Videoarbeiten von Heart of Darkness (Canto 8, Styx) wird das gesamte Quellmaterial des Inferno-Zyklus’ gesondert aufbereitet, wobei es auf neue Art untereinander interagiert.

Am Anfang steht zunächst ein Stück Musik, das sich einer Hölleninterpretation angemessen nahezu mechanistisch präsentiert und zwei eigentlich widerstreitenden stilistischen Prinzipien folgt.

Zum einen wird ein wie ein Strudel chromatisch um sich selbst kreisendes Motiv (b-a-c-h) vierstimmig einem rein mechanischen Algorhythmus folgend kontrapunktisch verarbeitet.
Zum anderen werden die vier Stimmen, der Minimal Music verpflichtet, in vier verschiedenen Geschwindigkeiten unablässig wiederholt, bis die Zyklen der sich wellenartig überlagernden Stimmen wieder synchron wie zu Beginn sind.

Auf die Ereignisse in der Musik baut eine vierkanalige Videonotation auf, die detailliert das Aufscheinen und Verklingen aller zuvor in vier Gruppen unterteilter Bilder aufzeichnet und dabei tongenau der Audionotation folgt.

Die sich im Zeitlichen entfaltenden Bilder scheinen dabei an der sichtbaren Oberfläche auf wie die hasserfüllt Kämpfenden im Fluß Styx, um sich gleich wieder mit anderen zu überlagern, unterzugehen und woanders erneut aufzutauchen.

Auf diese Weise spiegelt sich die für diesen fünften Kreis des Inferno zentrale Fluß-Metapher sowohl in der akustischen wie auch in der visuellen Gestaltung wieder.

Die Videonotation erlaubt schließlich zwei mögliche Versionen der konkreten Ausgestaltung:

1. eine einkanalige Videoarbeit, wiederzugeben auf jedem beliebigen Bildschirm, bei der die vier Kanäle sich quasi polyeikonisch überlagern und

2. eine vierkanalig angelegte Videoinstallation, in der die in der Videoarbeit überblendeten Kanäle als parallele Erzählungen präsentiert werden.

Videoarbeit, 5:22 min /
vierkanalige Videoinstallation (2012)